Zehn Thesen zum Innovationscontrolling
Die Welt im Wandel
Die Welt verändert sich, die Gesellschaft verändert sich, die Unternehmen verändern sich. Die Innovationstrategie muss auf die neuen Herausforderungen ausgerichtet werden. Sie muss sich öffnen für die Integration aller Stakeholder und einen intensiven Austausch mit den Kunden pflegen.
Neue Technologien entwickeln sich rasant und schaffen disruptive Innovationen die die Wirtschaft und die Geschäftsmodelle der Unternehmen verändern.
These 1: Die Zukunftsorientierung gewinnt an Bedeutung
Die Zukunft beginnt heute. Die Veränderungsgeschwindigkeit ist extrem stark angestiegen, das Time to Market gewinnt an Bedeutung. Das Innovationscontrolling muss sich daher intensiv mit den neuen Technologien und den veränderten Kundenwünschen auseinandersetzen. Durch die Konvergenz von Technologien hat es auch die Aufgabe, rechtzeitig die Verknüpfung von Technologien zu erkennen.
Ebenso hilft das DKM Dynamic Kano Modell zu erkennen wie sich die Kundenanforderungen und Kundenerwartungen Zeit verschieben werden. Damit müssen Prioritäten gesetzt werden.
DKM Dynamisches Kano Modell
These 2: Steuerung der Innovationskultur wird wichtiger
Die Innovationskultur Ist ein wichtiger Gegenstand der Controllingaktivitäten auf Unternehmensebene. Sie definiert sich aus der strategischen Aufstellung des Unternehmens oder des Geschäftsbereichs und der davon abgeleiteten Innovationsstrategie. Zur Innovationskultur zählen Themen wie Corporate Entrepreneuership und, Open Innovation, Selbstbestimmung von Mitarbeitern und Fehlerkultur. Diese Grössen werden immer wichtiger und können auch anahnd von Reifegraden gesteuert werden.
These 3: Die Steuerung und Integration der normativen Ebene, der strategischen Ebene und der operativen Ebene ist von hoher Relevanz
Nach dem St. Galler Management Modell hat die erfolgreiche Steuerung auf drei Ebenen zu erfolgen. Auf der normativen Ebene steht die Frage der unternehmerischen Rolle und des Wertekataloges im Unternehmens Purpose zur Diskussion und zur Akzeptanz.
Auf der strategischen Ebene ist die strategische Rolle des Unternehmens als Innovator oder als Fast Follower im Focus. KPIs messen den Erreichungsgrad.
Auf der operativen Ebene ist der Innovationsprozess mittels Stage-Gate- Modell im Focus, um sicherzustellen, dass nach jeder Phase anhand von Kriterien überprüft wird ob die Ziele dieser Phase auch erreicht wurden und es Sinn macht in die nächste Phase zu gehen.
Dabei hat das Innovationscontrolling darauf zu achten, dass die drei Ebenen nicht isoliert nebeneinander stehen sondern miteinander sinnvoll verknüpft sind.
These 4: Die Gestaltung des Technologie Portfolios muss zum Standard werden
Technologien haben wie Produkte einen Lebenszyklus. Daher ist es für das Innovationscontrolling wichtig zu ermitteln wo das Unternehmen mit den eingesetzten Technologien steht: Ist das Unternehmen für neue Technologien gerüstet? Oder hat sich das Unternehmen auf alte und reife Technologien focussiert:
Eine aktuelle Studie zeigt dass der Mittelstand stark ist in den reifen Technologien, schwach vertreten ist in den jungen Technologien und fast nicht etabliert ist in den gerade erst entstehenden Technologien. Das ist ein wichtiger Indikator für die Zukunftssicherung der Unternehmen.
Das Technologie Portfolio zeigt die Positionierung nach der Beherrschbarkeit und dem Reifegrad der Technologien und gibt damit die Stossrichtung der zukünftigen Entwicklung vor.
These 5: Die dynamische Anpassung des Innovations Portfolios wird zum Erfolgsfaktor
In der Zeit der Digitalisierung und der gravierenden Veränderungen durch die Corona Pandemie muss das Innovations Portfolio immer überprüft und aktualisiert werden. Die Kundenanforderungen verschieben sich, der Wettbewerb ist hyperaktiv und die Technologien wandeln sich rasch. Dynaxity die Kombination von Dynamik und Komplexität treiben die Veränderung vor sich her.
These 6: Die Erfolgsfaktoren und die Wertetreiber im Innovationsmanagement bilden den Rahmen
Die Wertetreiber für erfolgreiche Unternehmen haben sich dramatisch verändert. Während früher das Asset Management und der Wert des aktuellen Produktportfolios die Wertreiber waren (Substanzwert und Ertragswert) sind heute die Werttreiber vielfältiger und komplexer. Daten und Informationen spielen eine entscheidende Rolle und die Einbeziehung aller Stakeholder ist zum Muss geworden.
Nur durch die Beachtung aller Wertetreiber können die Erfolgsfaktoren Zeit Qualität und Kosten gezielt erfüllt und verbessert werden.
Der Innovationserfolg muss mehrdimensional sowohl quantitativ als auch qualititativ und direkt/indirekt gemessen werden.
These 7: Innovationsprojekt Controlling muss über Unternehmensgrenzen hinweg funktionieren
Der vielfach praktizierte Open Innovation Ansatz Impliziert bereits, daß nicht nur innerhalb der Unternehmensgrenzen sondern auch mit Partnern innoviert wird. Dies ist aufgrund der Komplexität der Produkte zwingend notwendig, die gemeinsam Neue Produktkomponenten entwickeln Und zur Serienreife zu bringen. Ein gut funktionierendes Projektmanagement schafft die Offenheit der Innovationspartner. Eine geteilte Wissensbasis und die Einbeziehung des Controlling helfen dabei die relevanten unternehmensinterne und externe Innovation im gesamten Projektverlauf im Blick zu behalten. Wichtig ist dass der Projekt Focus umfassend im Dokumentenmanagement erfasst wird und die aktuellen Informationen für alle Stakeholder zusammengestellt und durch das Controlling aufbereitet wird.
These 8: Innovationscontrolling wird immer facettenreicher
Innovationscontrolling ist keine neue Erfindung sondern ist schon seit vielen Jahren auf der Agenda der Wissenschaft und der Praxis. Das Performance Management im Innovationskontext geweinnt an Bedeutung. Das lange Zeit eher allgemein gearbeitet wurde, wird nun in die drei eigenen Facetten von Planungsintegration, Produktentwicklung und Innovationserfolgsmessung unterteilt.
Spezialthemen wie das Controlling radikaler Innovationen und Vergleiche zur Innovationsleistung mit anderen Unternehmen haben bereits ihren Weg in die Unternehmenspraxis gefunden In der Zukunft wird das Innovationscontrolling noch facettenreicher dazu gehören aktuelle Themen wie Remote Innovation oder Resilienz oder das übergreifende Thema Cross Industry Innovation aber auch innovativ Pricing Modelle.
These 9: Die Steuerung mit dem Stage-Gate-Prozess muss um agile Methoden ergänzt werden
Der klassische Ansatz von Cooper zum Stage-Gate- Modell hat sich in der Praxis bewährt und durchgesetzt. Dieser muss heute durch dynamische Methoden wie SCRUM, Design Thinking und Agilität ergänzt werden. Dadurch kann die Flexibilität und die Anpassungsfähigkeit deutlich verbessert werden.
Scrum ist ein agiles Vorgehens- und Projektmanagement-Modell, das seinen Ursprung in der Softwareentwicklung hat und seit Jahren Einzug in das Innovationsmanagement hält. Scrum steht wie auch im Rugby für kleine, selbstorganisierte und agile Einheiten. Innovationen haben immer mit Unsicherheiten und Ungewissheit zu tun, man kennt das Ziel und den Weg nur zum Teil und so erfordert es Agilität, Flexibilität und schnelle Ergebnisse. Und genau das bietet Scrum. Optimal eingesetzt, auch in Kombination mit dem Stage-Gate-Prozess, eignet sich Scrum bestens für Innovationsprozesse und Innovationsprojekte.
Das Ziel von Scrum ist möglichst schnell und effizient hochwertige Innovationen zu entwickeln. Dabei werden in kurzer Zeit greifbare Zwischenprodukte in Form von Prototypen entwickelt, um frühzeitig Feedback von den Auftraggebern und den Kunden zu erhalten.
Es gibt keine Lasten- oder Pflichtenhefte. Bei Scrum steht ganz oben eine Vision, die definiert, was mit dem Innovationsprojekt erreicht werden soll, und die Orientierung gibt. Die Anforderungen werden aus Kunden- und Anwendersicht formuliert und im Product Backlog gesammelt.
Ein Scrum-Team besteht üblicherweise aus drei bis zehn Personen. Um die notwendige Performance zu gewähren, arbeiten alle Teammitglieder in einem Raum zusammen, wo auch die Anforderungen, die Pläne und der Projektstatus visualisiert werden.
These 10: Innovationscontrolling umfasst simultan Markt-Kundensteuerung, Technologiesteuerung und Organisationssteuerung
Top oder Flop in der Innovation? Innovation ist immer mit Risiko und Chance verbunden. Die drei Haupursachen für gescheiterte Innovationen befinden sich in den Feldern
- Markt und Kundenfocus, die Innovation geht an den Anforderungen des Marktes und der Kunden vorbei, dies ist der Hauptgrund dass Innovationen scheitern
- Technologiefocus, die relevanten Technologien werden nicht umfassend beherrscht, dies ist gerade bei der digitalen Transformation von entscheidender Bedeutung
- Organisationsfocus, die Organisation ist nicht flexibel und von oben nach unten ausgerichtet und weist zu viele horizontale und vertikale Schnittstellen auf, dadurch werden Informationen verfälscht und rein funktionale Entscheidungen getroffen. Teiloptima ergeben kein Gesamtoptimum.
Daher muss das Innovationscontrolling diese drei Themenfelder sowohl von der normativen, der strategischen und der operativen Perspektive betrachten.
Die Erkenntnisse für die Trends im Innovationscontrolling
Innovation ist in der digitalen Transformation der Schlüssel zum Erfolg und zu einem ertragsstarken Wachstum. Dies bedeutet aber Innovation ist in der digitalen Welt neu aufzustellen und facettenreicher zu gestalten. Neue agile Methoden sind zu integrieren.
Es reicht nicht mehr aus, den Input und den Output zu betrachten, sondern es muss möglichst in Echtzeit mit aktuellen quantitativen und qualitativen Daten zukunftsfocucssiert und unternehmensübergreifend gesteuert werden.
Die Verbesserung des Innovationserfolgs wird den Weertbeitrag der Innovation deutlich steigern.
Quellen:
RKW Faktenblatt Innovationscontrolling 2020
Gleich/Muck Innovationscontrolling Controlling & Management Review 7/2021
Gerberich KPI im Innovationsmanagement WEKA Business Media Zürich 2019
Bild: Pixabay
Prof. Dr. Claus W. Gerberich
Gerberich Consulting AG
DAS KÖNNTE SIE NOCH INTERESSIEREN …
Spiel über drei Ecken – so kann Transformation gelingen
Unser neuer Ansatz zu allumfassender Transformation.
Neu ab Herbst 2024: Zertifikatslehrgang „Fachingenieur:in New Business Management VDI“
Mit einer innovativen und flexiblen Kombination aus Wissenspodcasts und Präsenzveranstaltungen die Innovationsfähigkeit steigern.
Open Innovation: Wie gemeinsame Innovation in einer Welt voller Ideen gelingt
Open Innovation: Chancen und Herausforderungen in einer Welt voller Ideen. Und wie KI zur erfolgreichen Zusammenarbeit beitragen kann.