Wenn das hohe Ross vielleicht tot ist – Wege aus der Krise der deutschen Industrie
Die deutschen Industrieunternehmen gelten als Rückgrat der Wirtschaft und waren lange Zeit global führend. Doch technologische Disruptionen und neue Wettbewerber setzen viele Unternehmen unter Druck. Ob Automobilbau, Maschinenbau oder Chemie – zahlreiche Marktführer kämpfen mit rückläufigen Margen, Stellenstreichungen und einer schwierigen Positionierung in Zukunftsmärkten.
Ein Schlüssel zum Verständnis liegt im Konzept des „Leapfrogging“, geprägt von Paul Krugman. Neue Marktteilnehmer haben oft weniger zu verlieren und können direkt auf moderne Lösungen setzen, während etablierte Unternehmen, die sich auf bestehendes Wissen stützen, in die „Inkrementelle Falle“ geraten: Sie optimieren alte Technologien, anstatt neue Wege einzuschlagen.
Ein markantes Beispiel bietet die Heidelberger Druckmaschinen AG. Über Jahrzehnte dominierte das Unternehmen den Markt für Offsetdruckmaschinen. Doch mit dem Aufkommen des Digitaldrucks hielt Heidelberg an inkrementellen Verbesserungen seiner bestehenden Technologien fest. Marktanteile gingen verloren, das Unternehmen stand vor existenziellen Herausforderungen. Doch Heidelberger schaffte den Turnaround: Heute ist das Unternehmen mit neuen Geschäftsfeldern wie Wallboxen für Elektromobilität erfolgreich und zeigt, dass auch große Marktführer Innovationskraft entwickeln können.
Vor ähnlichen Herausforderungen steht die deutsche Automobilindustrie. Marktführer wie Volkswagen und BMW geraten durch die Elektromobilität unter Druck, während Unternehmen wie Tesla oder BYD mit neuen Ansätzen Marktanteile gewinnen. Statt mutig in neue Technologien zu investieren, setzen die deutschen Hersteller oft auf die Optimierung bestehender Produkte, was sie verwundbar macht.
Was können deutsche Industrien daraus lernen? Die Antwort lautet: Mut zur Exploration. Der Weg aus der Krise erfordert, sich für verschiedene Szenarien zu rüsten, Risiken einzugehen und in neue Geschäftsfelder zu investieren. Unternehmen müssen agiler und bereit sein, etablierte Strukturen zugunsten einer nachhaltigen Zukunft aufzubrechen.
Innovation bedeutet auch Risiko – doch es ist das Fundament für eine wettbewerbsfähige Industrie. Nur mit einem strategischen Fokus auf Zukunftsmärkte und disruptives Denken wird die deutsche Industrie ihre Rolle als globaler Taktgeber behaupten können.
Bild: Freepik.com
Dr. Dipl.-Ing. Ulrich Hutschek
Senior Project Manager bei TIM CONSULTING
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