Unser neuestes Teammitglied Philipp Wichert im Interview
Philipp, wie definierst du für dich Innovation?
Leider ist der Begriff Innovation heutzutage medial sehr stark aufgeladen und wird inflationär verwendet, ähnlich wie z.B. bei den Begriffen „Digitalisierung“ oder „Nachhaltigkeit“. Allgemein ist eine Innovation die erstmalige wirtschaftliche Anwendung einer neuen Problemlösung. Besondere Betonung liegt auf dem wirtschaftlichen Erfolg, der aus unternehmerischer Sicht im Vordergrund steht. Erfolgreiches Innovieren erfordert also zweierlei Aktivitäten: die Erfindung, in unserem Umfeld häufig technischer Natur, und die Suche nach einem geeigneten Markt bzw. Geschäftsmodell. In welcher Reihenfolge die Aktivitäten durchgeführt werden, ist eigentlich egal, wichtig ist nur, dass sie zueinander passen. Ich betone das so stark, da gerade in Deutschland traditionell sehr viel Wert auf den technologischen Fortschritt gelegt und das Geschäftsmodell gerne mal vernachlässigt wird. „Neu“ ist dabei relativ. Was in einer Branche erstmalig angewendet wird, ist in anderen Bereichen schon Stand der Technik.
Warum tun sich viele Menschen und Firmen schwer mit dem Thema Innovation?
Menschen neigen zu Risiko- und Verlustaversion. Etwas Neues ausprobieren birgt immer eine „Gefahr“. Das geht bis auf die Urinstinkte zurück, esse ich die Beeren, die ich kenne oder probiere mal einen mir unbekannten Busch aus mit ungewissem Ausgang. Fast genauso alt ist das Bedürfnis in einer Gruppe dazuzugehören und gemocht zu werden. „Das Bessere ist der Feind des Guten“ ist ein etwas abgedroschenes Bonmot über Innovation, aber in dieser Hinsicht sehr wahr. Wer wirklich innovativ sein will, muss gegen den Strom schwimmen und eckt unweigerlich in seinem sozialen Umfeld oder Unternehmen an. Es wird viel über Fehlerkultur gesprochen, es sollte meiner Meinung nach zusätzlich noch mehr über Verrückte-Sachen-Ausprobieren-Kultur gesprochen werden und vor allem, wie mit schlanken dynamischen Strukturen möglichst viel ausprobiert werden kann. Denn je weniger Ressourcen pro Idee aufgewendet werden, desto mehr und exotischere Ideen kann ich ausprobieren.
Wie kamst du zum Innovationsmanagement?
Tatsächlich eher zufällig, dafür aber ziemlich früh. Ich habe in Aachen an der RWTH studiert. Zu der Zeit gab es gerade neuen Schwung im Thema Technologie- und Innovationsmanagement und ich habe die Vorlesungen besucht und meine Abschlussarbeiten dazu geschrieben. Seitdem bin ich ununterbrochen dabei, zunächst als Forscher am Fraunhofer IAO in Stuttgart. Danach habe ich über 10 Jahre in verschiedenen Industriebranchen Innovationssysteme aufgebaut und geleitet. Im Mai dieses Jahres bin ich dann zur TIM Consulting gewechselt.
Nach so langer Zeit in der Industrie, wieso bist du jetzt in die Beratung gewechselt?
Ich liebe seit jeher Abwechslungsreichtum, Networking und mich in neue Themen einarbeiten. Da die TIM Consulting eine eher kleine Boutiqueberatung ist, habe ich sehr viele Freiheitsgrade mich einzubringen und zu entfalten. Die Forschungsnähe ermöglicht mir mich tief in neue Themen einzuarbeiten und sie weiterzuentwickeln. So kann ich meinen Erfahrungsschatz weiter verfeinern und mit den Kunden erfolgreiche Projekte realisieren. Ich bleibe der Industrie weiter als Dienstleister, Katalysator und Wissensvermittler verbunden, allerdings jetzt nicht mehr exklusiv für ein Unternehmen.
Wo siehst Du große Trends im Innovationsmanagement?
Künstliche Intelligenz ist eins der großen Megatrendthemen und geht auch am Innovationsmanagement nicht spurlos vorbei. Bisher waren wir auf kreative Interdisziplinarität, unerwartete Gedankensprünge und den Zufall angewiesen. Jetzt versuchen wir die KI-Algorithmen um die Ecke denken zu lassen, um auf gute Ideen zu kommen. Ein extrem spannendes Feld und mit ein Grund, wieso ich zur TIM Consulting gekommen bin.
Und nach der Arbeit?
Die Klassiker Fitness, Ernährung und Reisen haben auch bei mir einen hohen Stellenwert. Um unsere Rente aufzubessern, baue ich mir mit meiner Frau noch ein kleines Immobilienportfolio auf.
Bild: Philipp Wichert
M.Sc. Philipp Wichert
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