
Neuer Wein in neuen Schläuchen: Warum Diversifikation durch Innovation neue Denkmuster braucht
Kodak und Fujifilm dominierten jahrzehntelang den Markt der analogen Fotografie. Ihre unterschiedlichen Strategien in Zeiten des technologischen Wandels führten zu völlig gegensätzlichen Ergebnissen. Während Fujifilm erfolgreich über seinen ursprünglichen Kernmarkt hinaus diversifizierte und neue Geschäftsfelder, wie Kosmetik und Medizintechnik erschloss, hielt Kodak an seinem traditionellen Geschäftsmodell fest und investierte vor allem in naheliegende Geschäftsfelder, was letztlich zur Insolvenz führte.
Fujifilm hingegen nutzte bestehende Kompetenzen, um neue Märkte zu erschließen und setzte auf innovative Ansätze, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Herangehensweise ist in Zeiten von Zollstreit und rasanten technologischen Entwicklungen aktuell wie nie. Ausschlaggebend sind dabei eine langfristige Perspektive sowie die Bereitschaft von Unternehmen, Ressourcen zu investieren und Risiken sowie Unsicherheiten zu akzeptieren.
Besonderheiten von Innovationsprozessen
Denn Entscheidungen in Innovationsprozessen unterscheiden sich grundsätzlich von alltäglichen organisationalen Entscheidungen, die auf kurzfristige Gewinne und planbare Ergebnisse abzielen. Innovationsprozesse zeichnen sich durch eine hohe Unsicherheit und Komplexität aus, erfordern Risikobereitschaft und neue Denkmuster und Entscheidungsregeln, da bekannte nicht mehr passend sind.
Den meisten Menschen fällt es jedoch schwer, sich von gewohnten Denkmustern zu lösen und diese anzupassen. Daher können insbesondere in Innovationsprozessen kognitive Verzerrungen auftreten – systematische Denkfehler, die dazu führen können, dass risikoreichere, aber potenziell transformative Ideen abgelehnt oder falsche Prioritäten gesetzt werden.
Wie sich kognitive Verzerrungen auf Innovationsentscheidungen auswirken können
Entscheidungen können zugunsten des aktuellen Zustands (Status Quo Bias), naheliegender Ideen zum Kerngeschäft (Myopia Bias) oder kurzfristiger Erfolge (Present Bias) verzerrt sein, wenn eigentlich eine Diversifikation angestrebt wird. Das kann bedeuten, dass Bekanntes oder das Beibehalten des Status Quo bevorzugt wird, auch wenn der Aufwand einer Veränderung gering und der Nutzen groß ist.
Veränderung ist für viele Menschen mit Stress verbunden. Das kann dazu führen, dass Verluste stärker bewertet werden als potenzielle Gewinne (Loss Aversion) und die Kosten des Nichtstuns (Omission Bias), d.h. auf eine Innovation zu verzichten, ausgeblendet werden.
Mut zur Unsicherheit
Die Aufgabe von Entscheiderinnen und Entscheidern in Innovationsprozessen ist es daher, neue Denkmuster einzuüben und zu praktizieren sowie Risiken und Unsicherheiten bewusst in Kauf zu nehmen, um das langfristige Ziel einer Diversifizierung zu erreichen.
Bild: Freepik.com

B.A. Hanna Greiner
Junior Consultant bei TIM Consulting
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