Circular Economy in etablierten Unternehmen realisieren
Circular Economy ist ein zentraler Ansatz für eine nachhaltigere Wirtschaftsweise: Durch das Schließen von Kreisläufen (von Produkten über Werkstoffe bis hin zu natürlichen Ressourcen) wird dabei Wert erhalten, anders als in der bisher vorherrschenden „linear Economy“. Gerade auf europäischer Ebene wird das Thema durch neue Regularien stark vorangetrieben. Aber auch Kunden zeigen hier mittlerweile starkes Interesse.
Was das Schließen von Kreisläufen bedeutet, ist in folgender Abbildung dargestellt:
Quelle: Treick, A., Woidasky, J., Lang‐Koetz, C. (2022), siehe https://doi.org/10.1002/cite.202100107
Auch ohne direkten Kundennutzen, der in höherer Zahlungsbereitschaft resultiert, können mit Circular Economy Geschäftsmodellen Mehrwerte für ein Unternehmen erzielt werden.
Rohstoffpreise sind in den letzten Jahren deutlich volatiler geworden, Kupfer z.B. schwankt in kurzen Abständen 25% hin und her, der Silberpreis hat sich zwischen Mai und September 2020 verdoppelt, Nickel genauso im laufenden Jahr. Dies ist eine gute Motivation zur umfangreichen Einsparung von Primärrohstoffen.
Da Zirkularität bisher in der Regel nicht ein explizites Entwicklungskriterium für Produkte war, muss dies als Anforderung in Entwicklungsprozesse neu aufgenommen werden, um effizient wiederverwerten zu können. Die Firma Caterpillar z.B. bietet mit CAT REMAN ein Programm zur Rücknahme defekter oder verschlissener Maschinenteile an. Diese werden wiederaufbereitet und als Ersatzteile inklusive Garantie wieder verkauft. Um dies erfolgreich durchführen zu können, musste bei der Entwicklung neuer Teile die Reparaturfähigkeit mitgedacht werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist es, sicherzustellen, dass Produkte am Ende ihres Lebenszyklus (oder früher) in gewünschter Form wieder zurückgelangen, um einer Verwertung zugeführt zu werden. Dies kann z.B. über Änderungen am Geschäftsmodell erfolgen. Philips bspw. bietet Leuchtmittel zur Miete an und verrechnet „pay per lux“. Service und Wartung erfolgen durch Philips direkt. Dadurch kann sichergestellt werden, dass Leuchtmittel fachgerecht behandelt werden und bei Austausch direkt wieder zu Philips zurückkommen.
Zirkularität ist allerdings kein Selbstzweck. Es werden zwar weniger Primärrohstoffe eingesetzt, allerdings muss auch genau geprüft werden, ob es tatsächlich insgesamt emissionsärmer oder umweltschonender ist als die lineare Alternative.
Das ist leider nicht trivial und hat viele Dimensionen. So halten beispielsweise Gurken, die mit Plastikfolie eingeschweißt sind, laut einer Studie, die im Journal of Food Science and Technology veröffentlicht wurde, so viel länger als unverpackte Gurken, dass die negativen Effekte der Plastikfolie auf die Ökobilanz negiert werden.
Mussten bei der Entwicklung von Produkten und Geschäftsmodellen bisher z.B. die Produktionskosten und die Erfüllung von Kundenbedürfnissen stets im Auge behalten werden, so muss bei der Entwicklung eines Circular Economy Ansatzes zusätzlich der ökologische Mehrwert beachtet werden.
Spezielle Kreativitätstechniken helfen diese neuen Aspekte in Innovationsprozessen zu berücksichtigen. Sprechen Sie uns dazu gerne an!
Philipp Wichert, Dr. Claus Lang-Koetz
Philipp Wichert ist Senior Consultant bei der TIM Consulting
Prof. Dr.-Ing. Claus Lang-Koetz ist Professor für Nachhaltiges Technologie- und Innovationsmanagement, Institut für Industrial Ecology (INEC), Hochschule Pforzheim
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