Die Nadel im Heuhaufen der Substanzen
Poly- und perfluorierte Alkylsubstanz, kurz PFAS – ein Begriff, den bis vor kurzem kaum ein*e Technologiemanager*in überhaupt nur kannte. Doch das ändert sich gerade: Die Europäische Chemiekalienagentur ECHA hat Anfang des Jahres den Vorschlag zu einem EU-weiten Verbot der PFAS veröffentlicht, wovon bis zu 10.000 einzelne Stoffe betroffen sind.
Ob die Europäische Kommission dem ECHA-Vorschlag in Gänze folgt, steht noch nicht fest. Was aber feststeht, ist, dass das Verbot die Europäische Industrie vor enorme Herausforderungen stellt: PFAS werden überall dort eingesetzt, wo eine Kombination verschiedener Eigenschaften gefragt ist, beispielsweise Langzeitstabilität, Gleiteigenschaften, Permeabilität, Biokompatibilität, Brandschutz, oder ein breites Temperatureinsatzspektrum – all das können PFAS abbilden.
Leider hat auch diese Medaille zwei Seiten: PFAS werden auch „Ewigkeitschemikalien“ genannt, was die Ursache für das Verbotsverfahren gut beschreibt: Sie sind extrem persistent, zersetzen sich in der Umwelt also nicht, sondern reichern sich immer weiter an. Einige PFAS sind zudem toxisch.
Wer ist von einem Verbot betroffen?
Naheliegenderweise betrifft das Verbot die Hersteller von PFAS-haltigen Produkten wie beispielsweise Schmierölen und Kosmetik. Allerdings: keine Lebensmittelproduktion, kein Motor, kaum ein medizintechnisches Gerät ohne PFAS – als Dichtung, Gleitmittel oder Isolator kommen PFAS in Anwendungen vor, an die man zunächst gar nicht denkt. Somit sind nicht nur Chemieunternehmen betroffen, sondern auch die meisten Unternehmen des produzierenden Gewerbes.
Was können betroffene Unternehmen tun?
TIM Consulting ist in zwei Konsortialprojekten zum Thema beteiligt; dort zeigt sich, dass der Fokus zunächst auf der präzisen Analyse der Produkte und insbesondere der jeweils notwendigen Funktionalitäten liegen sollte: Welche Eigenschaftskombination macht PFAS für unsere Anwendungen momentan unerlässlich? So können die individuell wichtigsten Nutzendimensionen priorisiert und auf dieser Basis mögliche Substitute identifiziert werden. Wie ja nicht nur bei diesem Thema, sollten Unternehmen eine proaktive Herangehensweise verfolgen und frühzeitig Maßnahmen ergreifen, anstatt nur zu reagieren.
Bild: Vedrana Filipović, Unsplash
Dr. Dipl.-Ing. Ulrich Hutschek
Senior Project Manager bei TIM CONSULTING
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