Beitrag der Designtheorie zum Innovationsmanagement
Welchen Beitrag kann die Designtheorie zum Innovationsmanagement leisten?
Wenn man voraussetzt, dass Produktinnovationen wesentlich auch vom Design ausgehen, dann kann ein wichtiger Beitrag der Designtheorie darin bestehen, als Bewertungsinstanz bezüglich des Designs zu agieren. Denn mit Hilfe des wissenschaftlichen Blicks auf die Gestaltungsideen ist es möglich, Designprozesse und Entwurfsergebnisse auf ihre spätere Wirkungs- und Verwertungsweise hin zu überprüfen. Ich verstehe Produktentwicklungsprozesse immer als komplexe Fehlerkorrekturprozesse. Auf dem Weg zum erfolgreichen Produkt – wie immer „Erfolg“ auch definiert sein mag – hängt also alles von den richtigen Entscheidungen ab, und hierfür kann eine fundierte designtheoretische Beurteilung ausschlaggebende Navigationskoordinaten liefern.
„Design Thinking“ ist in aller Munde. Was ist davon zu halten?
Ein indianisches Sprichwort sagt: „Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, dann steig ab.“ Hinsichtlich des „Design Thinking“ bin ich der Meinung, dass dieses Pferd noch nie gelebt hat. Trotzdem satteln Vortragshaltende, Designagenturen und sogar Konferenzplaner immer wieder darauf auf und wundern sich, weshalb sie nicht vom Fleck kommen. Das liegt sicher auch an der sprachlichen Unschärfe des Begriffs. Die meisten, die darüber sprechen oder schreiben, verstehen darunter einen ganzheitlichen Blick auf den Untersuchungsgegenstand, vernetztes Denken und den interdisziplinären Austausch bei der Problemlösung. Aber diese Forderungen sind nicht neu und lassen sich schon in jahrhundertealten Quellentexten von Kunstund Architekturtheoretikern finden. Während „Design Thinking“ jedoch vorgibt, eine bahnbrechend neue Problemlösungs-Methode zu sein, halte ich es für eine Vernebelungstaktik, die fehlendes Methodenwissen verbergen soll. Welchen Tipp möchten Sie einem Innovationsmanager geben? Ein Innovationsmanager sollte meiner Einschätzung nach unbedingt dafür sorgen, dass Aufgaben und Ziele klar und eindeutig definiert sind und so auch kommuniziert werden. Psychologen sind sich heute darüber einig, dass die Qualität von Problemlösungen wesentlich von der exakten Erfassung des Problems abhängt – und sie zeigen dabei auf, wie oft es daran mangelt.