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Inspirationen für neue zirkuläre Geschäftsmodelle

Innovationssystem, TIM-Newsletter – Ausg. 72 – Jul 2025

In den vergangenen Jahren ist Nachhaltigkeit von einem Randthema zu einem zentralen Bestandteil unternehmerischer Entscheidungen geworden. Treiber dieser Entwicklung sind nicht nur die zunehmende Regulierung und politische Initiativen in der EU, sondern auch ein wachsendes Bewusstsein auf Seiten der Investoren sowie steigende Anforderungen von Kundinnen und Kunden.

Gleichzeitig stehen Unternehmen unter Druck: Lieferketten sind zunehmend störanfällig, kritische Rohstoffe knapp, der Zugang zu Märkten durch Regularien erschwert. Vor diesem Hintergrund reicht es nicht mehr aus, lediglich regulatorische Vorgaben zu erfüllen. Nachhaltigkeit muss als strategische Chance verstanden werden, für Innovation, Resilienz und neue Wertschöpfungspfade.

Circular Economy: Mehr als Effizienz und Recycling

Die Circular Economy (CE) bietet einen überzeugenden Rahmen für diesen Wandel. Anstatt sich nur auf Effizienz oder Emissionsreduzierung zu konzentrieren, fordert die Kreislaufwirtschaft eine grundlegende Umgestaltung der Art und Weise, wie Werte geschaffen, geliefert und erhalten werden. Das Kernprinzip ist einfach: Materialien und Produkte sollen so lange wie möglich im Kreislauf bleiben, indem Ressourcenkreisläufe geschlossen, verlangsamt oder eingeengt werden.

Dieser Ansatz verlagert den Schwerpunkt von der Minimierung des Schadens auf die Maximierung der positiven Auswirkungen und damit auf die Schaffung von mehr wirtschaftlichem Wert mit weniger Input. Analysten schätzen, dass CE-Strategien bis 2030 bis zu 4,5 Billionen Dollar an zusätzlicher globaler Produktion freisetzen könnten, die bis 2050 auf 25 Billionen Dollar ansteigen. Für Unternehmen, die sich auf volatilen Märkten bewegen, stellt zirkuläres Wirtschaften einen konkreten Weg dar, um die Materialabhängigkeit zu verringern, neue Einnahmequellen zu erschließen und die Kundenbeziehungen zu stärken und gleichzeitig einen bedeutenden Beitrag zu einer nachhaltigeren Entwicklung zu leisten.

Zirkuläre Geschäftsmodelle: Potenziale freisetzen

Um dieses Potenzial auszuschöpfen, bedarf es jedoch mehr als technischer Lösungen oder Recyclingziele. Erforderlich ist eine Neukonzeption des zugrunde liegenden Geschäftsmodells und der Mechanismen, mit denen ein Unternehmen Werte schafft, liefert und erfasst. Traditionelle Modelle, die auf einmaligen Verkäufen und Eigentumsübertragungen beruhen, belohnen oft nicht die Langlebigkeit, Wiederverwendung oder Ressourceneffizienz. Im Gegensatz dazu werden zirkuläre Geschäftsmodelle (CBMs) unter Berücksichtigung dieser Prinzipien entwickelt.

Solche zirkulären Modelle gibt es in vielen Formen, z. B. als Product-as-a-Service-Modelle, lebenslange Garantien, Reverse-Logistik-Systeme, Wiederaufbereitungsprogramme und digitale Plattformen für Reparatur oder Wiederverkauf. Diese Modelle ermöglichen es den Unternehmen, die Kontrolle über ihre Produkte zu behalten, wiederkehrende Einnahmen zu erzielen und die Kundenbindung zu vertiefen. Ein wachsender Bestand an Forschung bietet nun strukturierte CBM-„Muster“, die Unternehmen auf ihre Branche und ihre strategischen Ziele zuschneiden und so abstrakte Prinzipien in umsetzbare Lösungen verwandeln können.

Beispiele aus der Praxis

Drei Praxisbeispiele zeigen, wie zirkuläres Denken zu handfesten Vorteilen führt:

  • Gorenje (Haushaltsgeräte): Das Unternehmen testet ein Pay-per-Wash-Modell, bei dem Waschmaschinen geleast statt verkauft werden. Die Geräte bleiben im Besitz von Gorenje, werden regelmäßig gewartet und aufbereitet. Ergebnis: weniger Abfall, zusätzliche Einnahmen über den Lebenszyklus und geringere Kosten für die Nutzer.
  • Apple (Elektronik): Mit den Demontagerobotern DAISY und TAZ recycelt Apple jährlich über eine Million iPhones. Dabei werden strategisch wichtige Rohstoffe wie Seltene Erden oder Kobalt zurückgewonnen – ein gezielter Schritt zur Sicherung der Lieferkette und zur Reduktion geopolitischer Abhängigkeiten.
  • Everdrop (Konsumgüter): Das deutsche Start-up ersetzt flüssige Reinigungsmittel durch Tabletten, die in kompostierbaren Verpackungen geliefert werden. Kunden nutzen wiederbefüllbare Glasflaschen – das spart Verpackung, senkt Emissionen und stärkt zugleich das Markenerlebnis.

Diese Beispiele zeigen: Zirkuläres Wirtschaften ist kein theoretisches Konstrukt, sondern bereits gelebte Praxis – und wirtschaftlich sinnvoll.

Von der Inspiration zur Innovation: Eine praktische Methode

Doch wie lassen sich solche Ansätze im eigenen Unternehmen initiieren? Diese Frage war Ausgangspunkt für die Entwicklung eines praxisnahen Workshop-Formats für zirkuläre Innovation.

Das eintägige Format wurde mit Industriepartnern erprobt und richtet sich an funktionsübergreifende Teams. Es verbindet strukturiertes Vorgehen mit kreativen Methoden – und orientiert sich konsequent an den realen Produkten und Herausforderungen der Teilnehmenden.

Der Workshop folgt einer Drei-Phasen-Struktur:

  1. Logische Phase: Die Teilnehmer beginnen damit, ihr aktuelles Wertversprechen durch eine „zirkuläre Perspektive“ zu betrachten. Anstatt ein abstraktes Brainstorming zu veranstalten, untersuchen sie, wo der Wert über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg verloren geht, durch kurze Nutzungsdauer, ineffizientes Design oder verpasste Verwertungsmöglichkeiten.
  2. Intuitive Phase: Hier kommen Kreativitätstechniken ins Spiel, wie z.B. die „Kopfstand-Methode“, die die Teams auffordert, zu überlegen, wie sie Kreisläufe aktiv verhindern können. Diese Umkehrung entlarvt oft eingefahrene Annahmen und zeigt unerforschte Wege auf. Ein Kartenspiel „Make it Circular“, das aus der Forschung zu zirkulären Geschäftsmodellen stammt, bietet weitere Inspiration. Es ist kostenlos bei der Circular Economy Initiative Deutschland erhältlich.
  3. Kritische Phase: Schließlich werden die Ideen mit Hilfe von Methoden priorisiert und verfeinert, wie dem Sustainable Business Model Canvas und einer Matrix, die Impact dem Aufwand gegenüberstellt. Am Ende haben die Teams mindestens ein tragfähiges Konzept entwickelt, das als Prototyp verwendet werden kann.
Warum das funktioniert

Das Feedback der teilnehmenden Unternehmen ist durchweg positiv. Die Methode beschleunigt den Lernprozess, entmystifiziert das Circular Economy-Thema und setzt hochgesteckte Ziele in praktische nächste Schritte um. Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist das Gleichgewicht zwischen Inspiration und klaren Zeitvorgaben. Die Teams werden nicht einfach dazu ermutigt, über den Tellerrand hinauszuschauen, sondern sie können bewährte Methoden und Tools nutzen, um kreativ zu arbeiten.

Wichtig ist aber auch, dass der Workshop eine interne Dynamik erzeugt. Er schafft eine gemeinsame Sprache über alle Funktionen hinweg und befähigt die Mitarbeitenden, Nachhaltigkeit nicht als Einschränkung, sondern als Kerndimension der Innovationsentwicklung zu sehen.

Fazit

Angesichts instabiler Lieferketten, regulatorischer Anforderungen und ökonomischer Unsicherheiten steigt der Druck auf Unternehmen, neue Wege zu gehen. Nachhaltigkeit ist dabei kein Kostenfaktor, sondern ein entscheidender Hebel für Zukunftsfähigkeit.

Die Circular Economy bietet hier eine Antwort, nicht als Compliance-Übung, sondern als Innovations-Herausforderung mit strategischen Vorteilen. Unternehmen können erst einmal klein anfangen, ein Produkt untersuchen, ein Team aufsetzen, einen Workshop veranstalten und damit beginnen, das kreative Potenzial des zirkulären Wirtschaftens zu erschließen.

 

 

Dieser Text basiert auf folgendem Buchartikel:
Lang-Koetz, C., Wichert, P. and Deterding, L. (2025). Finding Ideas for Sustainability-oriented Innovations: Using Circular Business Models for Innovation. In Applied Circular Economy Engineering (eds J.B. Araujo, H. Hinderer, T. Viere and J. Woidasky). https://doi.org/10.1002/9783527847358.ch12

Bild: Freepik.com

Prof. Dr.-Ing. Claus Lang-Koetz

Prof. Dr.-Ing. Claus Lang-Koetz ist Professor für Nachhaltiges Technologie- und Innovationsmanagement an der Hochschule Pforzheim (seit 2014) und stellvertretender Leiter des Instituts für Industrial Ecology (INEC). Der Ingenieur arbeitete zuvor in der angewandten Forschung am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und baute das Innovationsmanagement bei einem international agierenden Anlagenbauunternehmen auf. In seiner Forschung beschäftigt er sich damit, wie technisch basierte Innovationen in der Praxis entwickelt und umgesetzt und dabei Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden können.

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