
LLMs in der Strategiearbeit: Nutzen, blinde Flecken und ein Ausweg
Große Sprachmodelle (LLMs) versprechen Tempo in Analyse und Kommunikation. In der Strategiearbeit liefern sie heute schon echten Mehrwert, solange man weiß, wofür und wo die Grenzen liegen.
Wo LLMs heute Wert stiften (Auswahl)
- Briefings & Executive Summaries: Verdichten verstreuter Sekundärquellen zu schnellen Management-Überblicken.
- Struktur & „First Drafts“: Erzeugen Gliederungen, Folienrohlinge, alternative Argumentationspfade.
- Ideen & Szenarien: Generieren Hypothesen, Vergleichsanalogien, Risikofragen für Workshops.
- Q&A auf internen Inhalten (RAG): Schnelle Antworten aus Policies, Reports, Wikis – bei sauberem Data-Governance-Setup.
- Radar & Monitoring: Tägliches News-Screening, Schlagwort-Normalisierung, Clustering von Themen.
- Meeting-Cliffnotes: Protokolle, Action-Items, Entscheidungsvorlagen aus Transkripten.
Zwei blinde Flecken, die Strategen kennen müssen
- Informationsqualität: Der Quellenmix von LLMs ist mehr „Alltags-Web“ als Fachliteratur. In einer Statista-Auswertung (Semrush-Daten, Juni 2025) dominieren „reddit.com (40,1 %)“ und „wikipedia.org (26,33 %)“ unter den von LLMs am häufigsten zitierten Domains – daneben u. a. YouTube, Google, Yelp, Facebook und Amazon. Das erklärt die schwankende fachliche Güte und die Anfälligkeit für Meinungs- statt Evidenzdominanz (Quelle: Statista/Semrush, Juni 2025)
- Berichts-Bias: LLMs können nur verdichten, was zuvor jemand aufgeschrieben hat. Was (noch) kaum publiziert ist (z. B. frühe Technologien, Nischenentwicklungen, negative Ergebnisse) wird systematisch untererkannt. Für Vorausschau ist das ein echtes Problem.
Der Ausweg: Primärdaten-Foresight statt Bauchgefühl
In unseren Projekten arbeiten wir mit CumulusAI, einem Ansatz, der zwei Dinge koppelt: hochwertige Primärdaten (wissenschaftliche Publikationen, Patente) und kontextsensitive Mustererkennung. So erkennen wir Entwicklungen, die tatsächlich stattfinden, inklusive Dynamik, Reifegrad und Anschlussfähigkeit. CumulusAI kombiniert automatisierte Datenerhebung, KI-gestützte Mustererkennung und interaktive Visualisierung zu einer reproduzierbaren Entscheidungsgrundlage.
Was das in der Praxis bedeutet
- Qualität der Evidenz: Wir analysieren direkt die Forschung, nicht deren Zweitverwertung in Blogs oder Foren. In einer CCU-Studie haben wir z. B. 15.245 wissenschaftliche Artikel ausgewertet.
- Erkennen echter Muster: Semantische Embeddings und dichtebasierte Clusterverfahren (u. a. HDBSCAN) zeigen Themeninseln, die kohärent sind (inklusive Wachstums- und Reifeindikatoren).
- Entscheidungsnahe Ergebnisse: Von Trendclustern über TRL-Einordnung bis zur Impact-Matrix sind die Outputs direkt anschlussfähig für Roadmaps, Portfolio-Priorisierung oder Due Diligence.
- Rückverfolgbarkeit: Jede Aussage ist quellverlinkt; Analysen sind reproduzierbar statt einmalige „Black-Box-Momente“.
Fazit
LLMs beschleunigen strategische Arbeit dort, wo es um Erfassen, Strukturieren und Kommunizieren geht. Für die eigentliche Arbeit gilt jedoch: Qualität der Daten schlägt Lautstärke der Quellen. Wer Unsicherheit wirklich entscheidbar machen will, koppelt LLM-Produktivität mit Primärdaten-Foresight und reduziert so Bias, Rauschen und Bauchgefühl zugunsten belastbarer Entscheidungen.
Bild: Kaleidico, Unsplash

Dr. Dipl.-Ing. Ulrich Hutschek
Senior Project Manager bei TIM Consulting
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